Das bessere Früher…
Jeder lebendige Organismus unterliegt ständig einem Wandel, wandelt sich, verwandelt sich, wandelt sich um. Insofern ist die Elementarpädagogik ebenso ein lebendiger Organismus, ein organisches System, das in weitere lebendige Organismen und Systeme eingebettet ist (Gesellschaft, Politik, Welt,…) und damit ebenso einem ständigen Wandel unterliegt. Der Wandel ist also das Natürliche. Obwohl auch wir Menschen lebendige Organismen sind, die sich ständig wandeln (entwickeln) und natürlich ebenso in viele weitere lebendige Organismen eingebettet sind, empfinden wir den Wandel oft als etwas unbequemes, anstrengendes, verunsicherndes, und bevorzugen daher gerne das Bestehen-bleiben als vermeintlich Sicheres, Bekanntes, Gewohntes und Vertrautes. Manchmal neigen wir dazu, uns gegen Entwicklungen zu wehren, weil wir den Verlust des „sicheren Bodens“ befürchten. Wir verharren auf der Stelle, während der Wandel der Zeit voranschreitet. Oft geschieht es dann – schließlich und endlich doch von der Kraft und Dynamik des Wandels mitgenommen in die Gegenwart gespült- dass wir die Vergangenheit idealisieren: „Früher war alles besser!“ sagen wir dann voller Überzeugung. Bereits Karl Valentin hat ironisch gemeint: „Die Zukunft war früher auch besser“.
Mit unserem zuweilen vorhandenen Widerstand, uns dem Fluss der Wandlungen hinzugeben, unterscheiden wir uns maßgeblich vom Wesen jedes Kindes, das sich geradezu in DER Lebensphase rascher und umfassender Wandlungen befindet, das sich also entwickelt in einem Tempo und einer Art, wie wir es in späteren Phasen unseres Mensch-Seins nie mehr erleben werden. In der Frühpädagogik sind wir also täglich mit Kindern konfrontieret, die uns geradezu den ständigen Wandel der Zeit jeweils mit sich selbst vor Augen führen. Insofern liegt vielleicht die Herausforderung für uns Pädagogen und Pädagoginnen darin, uns in Balance zu halten, zwischen dem festen Boden der Beständigkeit und der dynamischen Bewegung des Wandels, und uns dabei für ein besseres Heute zu engagieren, in der Hoffnung, dass dies zu einem besseren Morgen führt.