Das Kind in der Krippe steht im Zentrum der weihnachtlichen Botschaft und diesem Kind wird die Rettung der Welt zugesprochen. Sosehr dieses Kind in der Krippe bis heute dazu benützt wird Nostalgie zu erzeugen und an unsere Gefühle des Kind-seins zu erinnern um damit unter anderem gutes Geld zu machen, sosehr ist die Welt von dieser weihnachtlichen Botschaft entfernt, in der ein Kind in seinem kindlichen Sein das Maß aller Menschlichkeit darstellt.
Kinder betreten diese Welt als freundliche und offene Geschöpfe, die sich zunächst staunend und offen allem zuwenden, was ihnen begegnet. Sie treten in Beziehung mit der Welt und entwickeln Empathie und Gefühle für Geschöpfe und Dinge. Sie kommen „in friedlicher Mission“ auf diese Welt.
Erwachsene hingegen betrachten Kinder nach wie vor als „noch-nicht-fertige Menschen“. Das Maß für den „fertigen Menschen“ ist immer noch der erwachsene Mensch, der durch scheinbar notwendige Interventionen wie Erziehung, Förderung, (Aus)Bildung, Drill oder Training zum leistungsfähigen, angepassten und damit nützlichen Mitglied der Gesellschaft gemacht wurde. Das Ergebnis dieses Verständnisses von „Menschwerdung“ macht die Welt nicht gerade zu einem besseren und friedlicheren Ort.
Weihnachten sagt uns, dass Kinder in Krippen unsere Vorbilder sein sollten und dass wir Wesentliches über das Mensch-sein von ihnen lernen können, da junge Kinder noch sehr nahe an der Natur des menschlichen Ursprungs sind. Eine Betrachtung aus dieser Perspektive legt den Schluss nahe, dass nicht das junge Kind durch die Orientierung am Erwachsenen erst zum „vollwertigen Menschen“ wird, sondern dass der Erwachsene erst durch die Orientierung am jungen Kind seine Verbindung zur Wurzel, zum Ursprung des Mensch-seins erhalten kann und damit erst „menschlich“ bleiben kann.
Unter diesem Aspekt werden Kinderkrippen plötzlich Entwicklungsorte für Erwachsene, in dem die Bedürfnisse der Kinder wahrgenommen und erkannt werden könnten, indem diesen Bedürfnissen entsprochen werden könnte, indem die einzigartige Persönlichkeit und Geschichte jedes Kindes respektiert werden könnte und indem Erwachsene erkennen könnten, dass die basalen Bedürfnisse der kleinen Kinder häufig auch die eigenen basalen Bedürfnisse spiegeln, die im hektischen und schonungslosen geschäftigen Alltag oft keine Berechtigung mehr erfahren und keinen Platz mehr finden.
So gewinnt das „Kind in der Krippe“ eine neue Bedeutung, deren Bezug zu den Themen unserer Zeit aktueller ist denn je.
Ich wünsche allen Blogleserinnen und Bloglesern frohe Weihnachten und hoffentlich viele interessante Beiträge im neuen Jahr!
Birgit Ed(ublog)er(in)
Liebe Birgit,
danke für deine tollen Beiträge, die ich sehr interessiert verfolge!
Besonders amüsant finde ich deine Metaphern – z. B das Kind in der Krippe 🙂
Gratuliere! Ich freu mich auf mehr!
Liebe Grüße
Karolin
Liebe Karolin, vielen Dank für Deinen Kommentar zum Dezember-Blogeintrag! Ich bin schon gespannt, wie Du meinen neuesten Beitrag zum Thema „Demokratie“ findest.
Ich freue mich auf weitere Kommentare von Dir!
Liebe Grüße Birgit